Wendern
1423 wird die Ortschaft Wendern erstmals erwähnt.
In der Zeit in der Bärnau zum Kloster Waldsassen gehörte wird es jedoch nicht erwähnt. Obwohl bei den vielen Verkäufen die Ortschaften und sogar bereits nicht mehr existierende Dörfer immer wieder aufgelistet werden, findet man den Ort nirgends.
Allerdings findet sich das Dorf Breitenbrunn im Besitz des Adelsgeschlechts von Bärnau. Es wird 1358 beim Verkauf Bärnaus an Kaiser Karl IV. ein letztes mal erwähnt. Danach gibt es keine Aufzeichnungen mehr über diesen Ort. Möglich wäre das der Ort unterging. Wahrscheinlicher ist jedoch, daß er in Wendern umbenannt wurde.
Die ersten Besitzer waren die Munken. Sie besaßen auch das halbe Tännersreuth. 1423 bewilligte Pfalzgraf Johann die Schüttung eines Weihers zwischen Ellenfeld und Wendern auf dem Gut Munkos. Wendern wurde damals mit zwei Lehen geführt. Dies lag an den beiden verschiedenen Pfälzischen Linien. Die beinen Lehen waren jedoch an einen Lehensnehmer vergeben.
1486 wurde gegen die Stadt Bärnau Beschwerde geführt. Die Wenderer fürchteten, das die Aufschüttung eines Weihers am Heilingbach durch die Stadt ein Nachteil für ihre Mühlen (Holzmühle und Wendermühle) sein könnte. (Die beiden Mühlen waren allerdings schon seit ihrer Zerstörung im Hussittenkrieg nicht mehr in Betrieb.) Also wurde entschieden, daß Bärnau den Lauf des Baches wieder zur Mühle richten muß, wenn diese wieder in Betrieb gehen sollte.
Das Dorf selbst entstand nach und nach. Ursprünglich war dort ein Meierhof, das Gut, welches den Bärnauer Burghütern (Bewacher des Schlosses Bärnau) für ihre Dienste verliehen wurde. Die Burghüter bauten Wendern zu einer Hofmark aus, indem sie Untertanen ansiedelten. Noch 1531 meldete der Pfleger von Bärnau zwei Höfe für Wendern. 1567 meldete der Gutsbesitzer bereits 17 Untertanen.
Das Gut wurde 1537 als Hypothek an die Stadt verpfändet. Es muß jedoch wieder ausgelöst worden sein, da es bis zum Toder Balthasar Munckhs 1598 in Familienbesitz blieb.
Ab diesem Zeitpunkt wurden die beiden Lehen, das Lautterbachische Burggut in Bärnau und das Gut Wendern getrennt.
Das Lautterbachische Burggut bekahm 1598 die Schwester Munckhos und deren Ehemann. 1609 wurde es von Pfarrer Ritter erstanden, dazu einige Felder, die er jedoch wieder einzeln veräußerte um dafür einen anderen näher gelegenen Acker zu erstehen. 1627 verkaufte er alles an Hans Nebmann von Tännersreuth.
Das Gut Wendern war nach Muckhos Tod auf drei Jahre an Georg Krägl verpachtet. Auf ihn folgte Balthasar Schmidt für sechs Jahre. Es folgte wohl einer der längsten Pächter des Gutes Michael Käs (17 Jahre). Dieser starb 1624 in Bärnau an der Pest.
Die Wenderer mußten ebenso wie andere Dörfer die zum Pflegamt Bärnau gehörten Scharwerksdienste leisten. Diese waren jedoch im Vergleich zu manch anderen nicht ganz so hoch (9 Tage ackern, 15 Tage schneiden, 15 Tage mähen, 15 Tage heuen, 30 Klafter Holz hauen - dafür erhielten sie allerdings die Verpflegung).
1653 waren die Gebäude des Guts in schlechtem Zustand. Gemäuer und Dach hatten Risse und waren unbewohnbar. Für eine Wiederherstellung der Gebäude veranschlagte der Baumeister aus dem Stift Waldsassen, Christoph Preith, 643 Gulden ohne die Innenarbeiten mit zu berechnen. (Zum Vergleich: für diese Summe konnte man 297 Kühe kaufen, ein Baumeister mußte 6 Jahre dafür arbeiten, ein Knecht 25 Jahre. Die Summe würde etwa einer Kaufkraft von ca. 250.000 € entsprechen.)
Die Bartls wurden gegen Ende des 30-jährigen Krieges, 1648 die neuen Besitzer. Das verfallene Gut wurde mit der Zeit wieder hergerichtet. Oberst Johannes Bartel erhielt 1659 von Kurfürst Ferdinand Maria halb Wendern, in Anerkennung seiner geleisteten Kriegsdienste, zusammen mit der Holzmühle und Ackerland. Bartels selbst stammte aus Stade (bei Hamburg) und stand im Dienst der kaiserl. Truppen während des 30-jährigen Krieges . Er wird in unserer Gegend erstmals 1643 erwähnt. 1654 erhob ihn der Kaiser in den Adelsstand.
Für dieses Ansehen spricht auch das er im Zuge der Gegenreformation nicht zum kath. Glauben übertreten mußte und auch weiterhin Besitzer von Wendern blieb. Es starb 1683 und wurde in der Pfarrkirche Bärnau begraben.
1684 bekahm das Lehen sein Sohn von Max Emanuel verliehen, der es jedoch schon kurze Zeit später an Johann Jacob Daniel und dessen Frau verlieh, die es schließlich käuflich erwarben und als Erblehen übertragen bekahmen. Ab 1690 wechselt die Besitzfolge innerhalb der Familie sehr schnell.
Im Dorf wollte Joseph Konrad Stephinger, der Besitzer der Lehens, 1782 weitere Häuser errichten lassen. Jedoch waren die Gemeindeführer dagegen. Die Einwohner wollten nicht das Fremde ansässig gemacht werden, welche dann auf Kosten anderer leben würden.
Die gutsherrliche Gerichtsbarkeit erlosch 1807. Die Bemühungen Johann Nepomuk Stephingers zur Wiedererlangung waren jedoch ohne Erfolg. Um die erforderliche Zahl von 50 Familien zu bekommen, wollte er die Dörfer Tännersreuth und Schwarzenbach dazu kaufen. (Ähnliches versuchte sein Bruder in Hermannsreuth.) Bewilligt wurde dieser Plan vor allem deshalb nicht, weil den Brüdern bestätigt wurde, daß sie die schlechteste Hauswirtschaft seit Jahrzehnten hätten.
Wendern wurde wie Hermannsreuth 1808 in die Dorfgemeinde Ellenfeld eingegliedert.
Der Gemeindevorstand Schedl scheint die Wenderer 1836 dazu ermuntert zu haben, die für den Schulhausbau in Ellenfeld, zu erbingenden Scharwerksdienste zu verweigern. Diesen Wiederstand gab er jedoch bald wieder auf, als man den Landgerichtsdiener bei ihm einquartierte und er dafür täglich einen Guldlen bezahlen mußte.
1972 wurde die Gemeinde Ellenfeld zu der auch Wendern gehörte in die Großgemeinde Bärnau eingegliedert.