Geschichte und Kultur (er)leben in Bayern und Böhmen
Stadtpfarrkirche St. Nikolaus
Über ihre Vorgängerbauten ist nur wenig überliefert. Seit der Stadterhebung 1343 kann man von der Errichtung einer eigenständigen Pfarrei ausgehen. Das Patrozinium St. Nikolaus wurde vermutlich wegen der Lage an der Goldenen Straße gewählt. St. Nikolaus gilt als Schutzheiliger der Kaufleute und Reisenden.
Mit dem Bau der Kirche wurde im Jahre 1733 begonnen. Baumeister war der ortsansässige Maurermeister Philipp Mühlmayer, der später von Johann Georg Diller aus Amberg abgelöst wurde. Die Ausstattung mit Stuck schuf 1736 der Bayreuther Hofstukkator Hieronymus Andrioli.
Beim Großbrand des Jahres 1800 wurde die prächtige Innenausstattung ein Raub der Flammen. Ebenso wurde das Gebäude stark in Mitleidenschaft gezogen. Im Jahre 1808 wurde die Kirche neu errichtet. Aus dem säkularisierten Franziskanerkloster Amberg erwarb man die drei Altäre und aus dem Kloster Waldsassen erhielt man die ehemalige Chororgel, welche inzwischen jedoch durch eine neue ersetzt wurde.
Beim großen Stadtbrand 1839 wurde der Kirchturm zerstört und 1843 neu errichtet. Als 1840 die barocke Ausstattung des Bamberger Domes versteigert wurde, konnte man drei Altäre erwerben. Zwei Altarblätter dieser Ausstattung, gemahlt vom Würzburger Maler Oswald Onghers, befinden sich an den Seitenwänden im Altarraum. Sie zeigen das Martyrium des hl. Andreas und das Martyrium des hl. Johannes Evangelist.
Der in barocken und klassichen Formen ausgeführte Hochaltar, sowie die beiden Seitenaltäre stammen aus dem Jahre 1897. Der Hochaltar zeigt das Bild der Heiligen Nikolaus beim verteilen von Brot.
Weitere Umbauarbeiten erfolgen in den Jahren 1974-1983.
Die Stadtpfarrkirche St. Nikolaus ist eine der bedeutensten Kirchen des "Bauernbarock". Einfach in ihrem Äußeren ist sie ein Juwel ländlicher Kirchenbaukunst.
Wallfahrtskirche des Gegeißelten Heilands
Die sog. Steinbergkirche erhebt sich östlich der Stadt, an der Goldenen Straße nach Böhmen. Entlang einer Allee mit Kreuzwegstationen führt der Weg zum Gnadenbild.
Bereits 1752 stand hier eine hölzerne Kapelle "Christi Flagellati". Das Gnadenbild brachte (laut Überlieferung) ein aus Niederösterreich stammender Schmiedgeselle nach Bärnau. Es zeigt die Darstellung des sog. österreichischen Types des Wiesheilandes. Er unterscheidet sich von dem in Steingaden durch das goldenen Lendentuch, ist nur halb gefesselt und besitzt keinen Heiligenschein.
Die Gemeinde erhielt 1764 die Erlaubnis anstatt der hölzernen Kapelle eine gemauerte zu errichten. Der Bau wurde durch Spenden aus dem Opferstock der alten Kapelle und private Zuwendungen finanziert. Baumeister war der Bärnauer Maurermeister Thomas Mühlmayer.
Die Dioezöse Regensburg machte jedoch Einschränkungen beim Bau. So durften keine Seitenaltäre aufgestellt werden. Ebenso sollte man sich keine Hoffnung machen, jemals die Erlaubnis zu erhalten dort Messen zelebrieren zu dürfen.
1787 bat der Stadtpafarrer Weinig das Ordinariat in Regensburg um die verlegung der Wallfahrt von Heiligen bei Tachau zum näher gelegenen Steinberg.
Im Jahre 1685 wurde Bärnau durch eine schwere Brandkatastrophe schwer zerstört. Die Bürger der Stadt gelobten alljährlich am Fest des hl. Johannes des Täufers (24. Juni) eine Wallfahrt zu den 14 Nothelfern in das Paulanerklosters in Heiligen bei Tachau (Böhmen) zu unternehmen.
Ein Grund für die Bitte um Verlegung war das Kaiser Joseph II. die Schließung des Paulanerklosters in Heiligen veranlaßte. Ein anderer das Verbot welches Wallfahrten außer Landes sowie auswärtige Übernachtungen untersagte. Dieser Bitte konnte entsprochen werden und 1787 erfolgte die Weihe der Kirche. Seit damals begann die noch heute bestehende Wallfahrtstradition zum Steinberg. Nur durch die Kriegswirren wurde sie zeitweise unterbrochen.
1818/19 wurde der Chor erweitert. 1989 konnte eine Orgel angeschafft werden. Als zusätzliches Wallfahrtsbild am Altar wurde 1990 ein "Prager Jesulein"aufgestellt.
Der gesamte Raum ist von dem Weiß- und Goldakkord der Ausstattung bestimmt.
Kappl St. Elisabeth
Dei Kapelle liegt außerhalb der Stadt auf einem kegelförmigen Hügel.
Der Grund für Ihre Errichtung ist unbekannt. Möglicherweise stammt sie aus einer Stiftung aus dem Jahre 1480. Zur Einrichtung einer "ewigen Frühmesse" verkauften damals Georg Thannhauser und seine Frau Helena ihr Gut und Dorf Naab an die Stadtgemeinde Bärnau. Anzunehmen ist, dass die Kirche ursprünglich der Namenspatronin der Stifterin, der hl. Helena geweiht worden war, die auf einem Wandgemälde dargestellt ist. Weshalb das Patrozinium auf die Heilige Elisabeth überging ist jedoch nicht zu ergründen.
Erstmals schriftlich erwähnt wird die Kapelle 1556. In der schriftlichen Anweisung des Pfalzgrafen Wolfgang heisst es, dass das Kirchlein abzubrechen und die Glocke ins Zeughaus nach Amberg zu schicken sei.
1656 wurde an gleicher Stelle von Bärnauer Bürgern eine neue Kapelle errichtet, für die die Bezeichnung "Cappl" seit 1661 urkundlich belegt ist.
Die St.-Elisabeth-Kirchenstiftung war im 18. und 19. Jahrhundert offenbar sehr reich, da man 1785 den Maler Maurus Fuchs mit der Ausmalung beauftragte. Die qualitätvollen Decken- und Wandgemälde begeistern heute noch die Besucher.
Kriegseinwirkungen im Jahre 1945 beschädigten den Bau schwer. Eine umfassende Restaurierung geschah durch den Förderverein "Freunde der Kappl-Kirche" in den Jahren 1976-79.
Der Altar stammt aus dem Jahre 1656. Zwischen den Säulen steht die Figur der hl. Elisabeth. Inzwischen steht dort nur noch eine Kopie. Die Originalfigur wurde um das Jahr 1500 geschaffen und hat als einziges vorreformatorisches Bildwerk die Wirren der Reformation in Bärnau überstanden.
Friedhofskirche St. Michael
Ursprünglich war der Friedhof an der Pfarrkirche. 1590 jedoch wurde er außerhalb der Stadtmauern angelegt. Die erste kleine Friedhofkirche entstand vermutlich zu dieser Zeit. Aus dem Jahre 1644 existiert eine Stadtansicht von Matthäus Merian auf der der Vorgängerbau der heutigen Kirche abgebildet ist.
1770 brannte die Kirche bei einem heftigen Gewitter ab. Sie wurde als Saal mit Tonnengewölbe und Stichkappen in den folgenden Jahren wieder aufgebaut.
1983 wurde sie innen und außen unter Mithilfe der Kolpingsfamilie Bärnau restauriert und der Innenraum neu gestaltet.
Das Altarbild über dem modernen Altar ist eines der drei Altarblätter die aus dem Bamberger Dom stammen und wurde vom fürstlich-bambergischen Hofmaler Sebastian Reinhard, einem Schüler Onghers 1710 geschaffen. Es zeigt die Erweckung der Lazarus.
Ein Bild des Kirchenptrones des hl. Michael befindet sich an der Nordwand. Es stammt wohl, ebenso wie die Schnitzfigur des Heiligen aus der 2. Hälfe des 18. Jh..
Unter der Empore steht ein Sarkophag zum Gedenken an die Gefallenen der beiden Weltkriege.
Quellen: Stadtarchiv Bärnau, Pfarrarchiv Bärnau
Bilder: Ingrid Leser, Marion Rösch, Tourist-Info Bärnau